Saison 2009 /10
B-Junioren
Presse/TLZ - Ein Sieg der Gefühle
16. November 2009
Jena. (tlz) Es sind nur wenige Meter, die Robin Krauße gehen muss. Er lächelt, läuft los – und versinkt sogleich im Jubel. Gerade hat er, der Spielführer der B-Junioren des FC Carl Zeiss Jena, das Leder aus dem Halbfeld in die Spitze gechippt, hin auf Daniel Barth. Und der hat sich eiskalt gezeigt, eingenetzt zum 2:1 für Jena. Eingenetzt zu einem Sieg der Gefühle über Hertha BSC Berlin.
Robin Krauße geht die wenigen Meter gern. Sie führen ihn zur Trainerbank, dort, wo Georg-Martin Leopold und Jan Behling sitzen. “Dieser Sieg ist auch für sie”, sagt Krauße. Die Mannschaft weiß um die Gefühlslage ihrer Trainer in diesen Tagen. Robin Krauße verliert kurz sein gerade noch gezeigtes Lächeln, berichtet leise von der wohl schwierigsten Trainingswoche, die Mannschaft und Trainer hinter sich haben: “Herr Leopold hat mit Robert Enke zusammen in der Thüringenauswahl gespielt, auch Herr Behling kannte ihn. Wir haben alle gemerkt, wie nahe ihnen der Tod von Robert Enke geht, dass sie sehr, sehr traurig sind.” Mit hängenden Köpfen, Schulter an Schulter, Arm in Arm versammeln sich beide Mannschaften vor Spielbeginn am Mittelkreis und gedenken des verstorbenen Nationaltorwächters. Jan Behling und Georg-Martin Leopold schließen für diese Momente die Augen. Es ist genau 11 Uhr, jene Zeit, zu der in Hannover gerade die Trauerfeier beginnt. Ganz, ganz still wird es auf und neben dem Platz. Das Jenaer Team scheint gerade da ein gemeinsamer Schwur zu durchfahren. Heute packen wir die Hertha, den ungeschlagenen Spitzenreiter – für die Trainer, für Robert Enke, für uns selbst. “Herr Leopold hat uns gesagt, dass in solchen Momenten der Fußball nur zur schönsten Nebensache der Welt wird. Dass das Leben mehr ist, als unser Sport. Und wir wollten unseren Trainern etwas zurückgeben.”
Und wie: Die Jungs zerreißen sich, rennen, kämpfen, ackern. Sie spielen mit, ja, sie agieren sogar. Sie verpassen die Führung, weil Adrian Ademi mit dem Kopf nicht ganz an eine Schneider-Eingabe herankommt (17.), dann liegen sie zurück, weil Carlos Brinsa nach einem Pfostenabpraller am schnellsten schaltet und halbhoch einschießt (18.).
Doch sie geben nicht auf. Zur Pause raufen sie sich noch einmal zusammen – und treffen zum 1:1, weil Herthas Atakan Yititoglu nur Noppenschuhe statt Stollentreter anhat. Denn der Berliner kommt Sebastian Fries nicht hinterher, rutscht weg und reißt den Jenaer Angreifer zu Boden. Strafstoß und Gelb. Doch er meckert und kassiert gleich noch Gelb-Rot. Sebastian Alles lässt das alles unbeeindruckt – 1:1. Und weiter kämpft nur Jena.
Dann bricht die letzte Minute an. Robin Krauße hat das Leder, chippt den Ball gefühlvoll in die Spitze – Daniel Barth netzt ein, 2:1. Robin Krauße lächelt, läuft los – und versinkt nach wenigen Metern im Jubel, übermannt vom Sieg der Gefühle. “Unser aller Traum, Profifußballer zu werden, stellt sich für jeden immer sehr schön dar. Doch es sind diese Tage, die zeigen, wie hart es eigentlich ist”, sagt Krauße ganz leise.
Georg-Martin Leopold und Jan Behling jubeln ganz leise für sich – sie sind aber verdammt stolz auf ihre Truppe.
Jena: Gheorghiu – Giebel, Elbinger, Grösch, Andris (GK) – Schneider, Alles, Krauße, Rupprecht (GK/74. Rennert) – Fries, Ademi (64. Barth).
Hertha BSC: Strebinger – Gottschick (77. Aziz), Yigitoglu (GRK, 49.), Brooks, Schulz – Gündüzer (GK), Rath (GRK, 80.), Knoch (GK/80. Mossier), Regulski – Ngankam-Hontcheu, Brinsa (66. Kiesewetter).
Schiedsrichter: Markus Hertlein (Dürrwangen). Zuschauer: 65. Tore: 0:1 Brinsa (18.), 1:1 Alles (49., FE), 2:1 Barth (80.).
15.11.2009 Von Michael Ulbrich
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